Kunsttherapie
Kunsttherapien wirken entlastend auf Körper und Seele – und kreativ zu sein macht nicht nur Spaß, sondern tut auch gut.
In der anthroposophischen Medizin kommen deshalb neben der Behandlung mit den Medikamenten, psychotherapeutischen oder operativen Verfahren auch Musiktherapie, Maltherapie, plastisch-therapeutisches Gestalten, Sprachtherapie und Bewegungskunst-Therapie Heileurythmie zum Einsatz.
Denn den kranken Menschen kann künstlerisches Tun oder künstlerisches Erleben anregen, einer akuten oder chronischen Krankheit auf neue, kreative Weise zu begegnen. Er erkennt dabei Einseitigkeiten oder Gewohnheiten und lernt, sie spielerisch, schöpferisch, künstlerisch auszugleichen.
Indem der Patient Gefühle zulässt, baut er Stress ab und fördert auf positive und produktive Weise sich selbst und seine Gesundung. Die anthroposophischen Kunsttherapien können bei vielen Krankheiten den Heilungsprozess unterstützen.
Beim plastisch-therapeutischen Gestalten ebenso wie bei der Maltherapie lernt der Patient, bewusst und kreativ mit den eigenen Kräften von Körper und Seele umzugehen und eigenes Empfinden auszudrücken. Dabei kann der Therapeut auch einen gezielten Übungsprozess anleiten, um so neue, der körperlichen oder psychischen Krankheit entgegenwirkende, positive Entwicklung anzuregen.
Die seelischen Veränderungen, die kreatives Gestalten auslöst, bewirken häufig konkrete körperliche Reaktionen. So sprechen zum Beispiel in der Musiktherapie Klangerlebnisse Atem und Herzrhythmus direkt an, aktivieren den Muskeltonus und regulieren körpereigene Rhythmen – die Atmung wird gleichmäßiger, das Herz „stolpert" nicht mehr so häufig.
Die Übungen in der therapeutischen Sprachgestaltung stärken den Patienten, indem sie ihm das Individuelle seiner Sprache bewusst machen und seine Selbstwahrnehmung schulen. Sie helfen vor allem bei Sprechstörungen, bei Erkrankungen der Sprachorgane und Atemwege, aber auch bei Depressionen oder Angstzuständen. Ihr Spektrum reicht von Sprachübungen bis hin zu therapeutischen Theaterspielen.
Die Heileurythmie setzt bei den drei grundlegenden menschlichen Ausdrucksvermögen an: Körperhaltung, Körperbewegung und Sprache. Durch diese anthroposophische Therapie können unter anderem grundlegende psychomotorische Fähigkeiten angeregt und gefördert werden. Dabei gibt es eine Fülle von Bewegungsabläufen, die ganz individuell an den zu behandelnden Menschen, seine Erkrankung und seine seelische Verfassung angepasst werden.
Das sollten Sie beachten: Die Kunsttherapien sollten immer von einem Arzt verordnet werden, der anthroposophisch geschult ist. Die Behandlung selbst erfolgt durch speziell ausgebildete Kunsttherapeuten, Heileurythmisten und Physiotherapeuten, die eng mit dem Arzt zusammenarbeiten.
Anwendungsgebiete sind unter anderem akute Durchblutungs- oder Stoffwechselstörungen, Atemwegserkrankungen, Muskel- und Gelenkserkrankungen, Herz-Kreislauf-Störungen, seelische Krankheiten, aber auch chronische Schmerzen und alle psychosomatischen Erkrankungen. Die Behandlung dauert oft mehrere Wochen oder Monate und erfolgt in Kliniken oder in Praxen niedergelassener Therapeuten.
von Markus Treichler, Leitender Arzt der Abteilung für Psychosomatische Medizin, Kunsttherapie, Heileurythmie der Filderklinik, Filderstadt